Nun gut, dann will ich mal meine Eindrücke von unserer zweiten Steinbeisser-Trophy-Teilnahme für alle Freunde und Interessierte kundtun:
Letzten Freitag und Samstag haben das bewährte Chaos-Team Willi als Fahrer und Stefan als Co-Pilot auf unserer militärgrünen Trophy-Gurke die 12. Steinbeisser Trophy bestritten.
Nach einer anstrengenden Vorbereitungswoche mit so sinnvollen Trophy-Maßnahmen wie kosmetische Farbausbesserungen an der Karosserie (z. B. an der eh nach ein paar Runden bereits komplett verlorenen Frontstoßstange!), dem Installieren goldfarben-eloxierter Sandbleche auf dem Dach und der Montage professionell schwarzlasierter Rückleuchten waren die Vorbereitungen um 1 Uhr in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag abgeschlossen.
Am Freitag um 11 Uhr wurden in Freising Werkzeugkisten und Bergeutensilien und Reserveradsatz und Kindersitz und 4-jähriger Nachwuchsoffroader und schimpfendes Weibchen im Trophy-GrandCherokee nebeneinander und übereinander geschichtet, während mein ungeduldiger Co-Pilot schon im 5-Minuten-Takt das Handy klingeln ließ, ob wir denn schon kurz vor Langenaltheim seien.
Mehr oder weniger rechtzeitig kurz vor Beginn des Prologs trudelten wir dann in unserem Trophy-GrandCherokee auf eigener Achse im Fahrerlager ein – wo Uli (Navi) + Matthias (LittleFly) schon eifrig mit den Vorbereitungen beschäftigt waren und mein Co-Pilot Stefan (Flying) und sein Vater uns schon nervös oder gespannt(?) erwarteten.
Sonntag Abend sollte es dann ebenfalls auf eigener Achse wieder zurückgehen, allerdings war da der Trophy-GrandCherokee vom 2-tägigen Wettkampf doch mit einigen Kampfspuren gezeichnet. Aber nach einigen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit (Frontstoßstange mitsamt Nummernschild dran wieder an´s Fahrzeug getreten und Nummernschilder wieder in leserlichen Zustand versetzt, Front- und Heckleuchten vom gröbsten Dreck befreit, frisches Automatikgetriebeöl und Achsöl zu der vorhandenen schmutzigbraun-schaumigen Brühe dazugegeben) war der ZG wieder fast wie neu und die Rückfahrt in´s 100 km entfernte Freising verlief – allen Unkenrufen bzw. gutgemeinten Ratschlägen zum Trotz – problemlos.
Ärger gab´s letztendlich nur genau zwei Mal:
- Als meine Prinzessin-auf-der-Erbse für die Heimfahrt in dieser vierrädrigen Juralehm-Deponie irgendwo-irgendwie ein unversautes Plätzchen finden musste und
- als ich am nächsten Tag mit dem eingesauten und verbeulten Trophy-GrandCherokee im „I just survived the Trophy“-Zustand so vor die Polizeiinspektion zur Arbeit rollte (man munkelt, der dortige Leiter habe sich höchstpersönlich bei meinem Behördenleiter über diesen eigentlich doch so typischen Willi-Auftritt beschwert).
Aber zurück zur Trophy:
Die Konkurrenz in der Einsteiger-/Amateurklasse war stärker geworden (buchstäblich, traten ja bis zu 700PS-starke Prototypen-Buggies in derselben Klasse gegen uns an!), der Freitags-Rundkurs meiner Erinnerung nach härter als letztes Jahr (dieses Jahr zusätzlich mit richtigem Schlammloch zum hübsch-Festfahren).
Umsomehr sind wir glücklich und zufrieden mit unserer persönlichen Leistung (Fahrer und Beifahrer und Fahrzeug), zumal wir uns im eigenen Vergleich tatsächlich stark verbessert haben:
Die Samstags-Sektionen absolvierten wir dieses Jahr genau doppelt so schnell wie letztes Jahr!
Mittlerweile gewöhne ich mich fast an die üblichen „Granny-hebt-die-Hinterpfoten“-Allüren unseres Dickschiffes an den steilen Abfahrten und konnte zweimal erfolgreich die Vorderachse immer einen kleinen Tick der schwebenden Hinterachse voraus halten. (Video kommt)
Den Freitags-Rundkurs konnten wir dieses Jahr erstmalig die vollen 3 Stunden lang bis zum Ende durchfahren, allerdings immer wieder unterbrochen von handwerklich-technischen Do-it-yourself-Lehrgängen á la „Wie baue ich mit einem Spanngurt und ohne Wagenheber eine rausgefallene Fahrwerksfeder wieder ein?“ und „Wie tief muss ich mich in den Schlamm legen, um einen abgeplatzten Kühlerschlauch wieder aufzustecken?“ und "Wo organisiere ich schnellstens irgendwo auf dem Platz über 5 Liter Wasser für einen komplett leeren Kühler?“ „Wie bringe ich zu Fuß so schnell wie möglich über 5 Liter Wasser in einem offenen Wohnmobilmülleimer vom Fahrerlager zum havarierten Fzg. an´s andere Ende des Geländes?" usw.
Immerhin arteteten unsere Motorkühlungsprobleme dieses Jahr nicht wieder so extrem aus wie letztes Jahr, wo wir nach einer kompletten achten Runde im vollroten Anzeigebereich und immer wieder völlig wegbleibendem Öldruck (lt. Anzeige) die letzten beiden Runden sausen lassen mussten. Das 10W60-Öl diesmal war vielleicht doch eine gute hitzebeständigere Investition…
Trotz allem Kampfgeist gab es immer wieder Rückschläge und zermürbende Momente:
- Schon in der 1. Runde fiel die rechte Fahrwerksfeder an der vor kurzem erst eingebauten Hinterachse einfach so raus; die am nächsten Morgen „professionell“ installierte Kabelbindersicherung hält bis heute die Feder drin, auf der Rundkursstrecke am Abend zuvor konnten wir die Feder aber nur auf die Schnelle mittels Verschränkungshügel und Spanngurt wieder reinstecken
- Ein oder zwei Runden später war besagte Feder sogar schneller als wir: Lag schon VOR uns auf dem Weg, als wir einen groben Jurasteingeröllweg entlangfuhren (Stefan: „Guck mal da vor uns auf den Weg, da liegt ja unsere Feder!“); blöde Feder wieder reingesgespannt (Danke für´s Ausleihen des nagelneuen Hilifts an Burkhard und Kai vom Team „roter Unimogachsen-GrandCherokee“!)
- nur um nach dem zweiten Einbau in der nächsten oder übernächsten Runde schon wieder rauszufallen (Unser meistgehörter Satz an dem Tag war: „Sagt mal, seid ihr nicht das Team, das ständig nach ihrer Feder sucht? Wir haben eure Feder gefunden!“)
- Zu allem Überfluss sprengte die wie üblich über 100° C steigende Kühlwassertemperatur den erst kürzlich von mir sauber und sicher arretierten (ich schwör´s, Stefan!) unteren (!) Kühlerschlauch komplett ab und das komplette Kühlerwasser entleerte sich somit in´s Nirgendwo. Der Co-Pilot durfte im Stockdunkeln direkt an einer Engstelle todesmutig unterm Auto liegend den Schlauch wieder draufpfriemeln, während der Fahrer von der genau entgegengesetzten Richtung des Offroadgeländes zum Fahrerlager hochkrabbeln und mit nem offenen 5-Liter-Mülleimer voller Wasser in den Händen und 2 St. 1-Liter-Wasserflaschen unterm Arm wieder zu unserer Havariestelle aufm Rundkurs runtertorkeln musste. Hab noch die Zuschauer in den Ohren: „Jaja, is schon hart, so ein Co-Piloten-Job!“ Ich: „Wieso Co-Pilot, ich bin der Fahrer!? Der Co-Pilot sagte, er müsse auf´s Auto aufpassen…“ Gelächter der Zuschauer: „Na da läuft wohl irgendwas schief…“
- Als dann der untere Kühlerschlauch noch ein zweites Mal abplatzte, hatten wir ja immerhin schon jede Menge Behältnisse zum Wasser-Sammeln an Bord – somit konnten wir in einem genialen Einfall direkt aus der nächstgelegenen Schlammpfütze die erforderlichen 5-10 Liter Wasser für den Kühler abschöpfen, bis der Streckenpfosten scherzhaft schrie, wir sollten für die anderen Teilnehmer noch etwas Wasser in den Schlammpfützen lassen…
Summasummarum brachte uns die ständige Schrauberei auf der Piste in den erlaubten 3 Stunden nur ganze 6 Runden weit und wir kassierten dafür insgesamt 4 Strafstunden.
In Kombination mit dem wie üblich optimal verlaufenden Sektionen-Samstag (keine Probleme, keine Reparaturen, keine Hilfe und keine Strafzeiten) ergab sich somit als Gesamtplatzierung der 12. Platz von insgesamt 22 gewerteteten bzw. insgesamt 28 am Freitag gestarteten Teams in der Einsteiger-/Amateurklasse.
Die Bestandsaufnahme der Schäden ergab:
- Frontstoßstange (bei der letzten Steinbeisser 2011 schon angebrochen): nach mehrmaligen „Bäumchen-oder-ich“-Kraftspielchen nun komplett runtergerammelt, während dem Rundkurs nachts schnell auf die Seite geschmissen, am nächsten Tag vom Veranstalter zur Abholung im Bierzelt bereitgehalten (wichtig: mit Nummernschild dran!); konnte aber wider Erwarten noch ein weiteres Mal aufgesteckt und mit dem Fuß halbwegs haltend angetreten werden
- Frontscheinwerfer und Blinker nach unbekannten Kollisionen mit feindlicher Natur oder anderen Teilnehmerfahrzeugen zerbrochen; funzt aber alles noch, ergo verkehrssicher (sagte Meister Willi zur Polizeistreife)
- Heckscheinwerferglas teilweise zerbrochen, nach Steckenbleibe-Rammelei im Freitag-Rundkurs-Schlammloch
Mein Dank gilt allen voran
- meinem „Team-Mechaniker“ Uli (Navi), der in den letzten Jahren vor keiner noch so großen Havarie an unserer rollenden Grotte kapituliert und somit ermöglichte, dass wir überhaupt ein Steinbeisser-taugliches Fahrzeug hatten (auch wenn die Arbeitsflut an seinem und anderen Fahrzeugen ihn schier erdrückt und sein Terminkalender schon lange aufgrund aussichtsloser (Auftrags-)Lage Selbstmord begangen hat) und
- meinem furchtlosen Co-Piloten Stefan (Flying), ohne dessen Einweisungskünste und handwerklichem Geschick ich weder meine erste Steinbeisser 2011 noch die zweite Steinbeisser 2012 wagen und bestehen hätte können.
Meine gelegentlichen Fahrfehler brachten diesmal nur noch eine läppische Handvoll Morddrohungen seitens meines Co-Piloten, wir sind somit also auf dem besten Wege, ein eingespieltes Team zu werden.
Wie sagte meine kleine 19-jährige Schwester so schön: „Sag mal, du und dein Beifahrer, ihr seid doch irgendwie wie Feuer und Wasser, oder?“
Okay, die beinahe-Rolle hinten am kleinen Schlammloch, weil ich nach vielen Runden sauberem Ausfahren diesmal plötzlich viel zu früh rechts ablenkte und mein Co sich schon kopfüber im darunter befindlichen Schlammloch ersaufen sah, war wirklich nicht nett von mir und ich gelobe Besserung…
Aber es gab auch Lichtblicke für das Chaos-Team Flying-Willi, zum Beispiel als uns die Erfindung der Verteilergetriebe-Untersetzung incl. daraus resultierender Mitteldifferentialsperrfunktion urplötzlich wie Schuppen von den Augen fiel und wir nach Einlegen selbiger fortan in keinem Schlammloch mehr steckenbleiben mussten und auch die Hänge sich mit erheblich mehr Souveränität erklimmen ließen…
Danke auch an alle Helfer der Veranstaltung und all unsere persönlichen spontanen Bergeteams (weißer Cherokee unten am großen Schlammloch und Mercedes G oben bei den fetten Steinbrocken nahe Fahrerlager) und alle, die uns Werkzeug geliehen haben (Burkhard und Kai und versch. Streckenposten usw.) und alle Forenleute, die sich bei uns geoutet haben für ein kleines nettes Schwätzchen!
Danke auch an Jörg Kübler und Uwe Fischer vom Offroad Mag. für Kaffee (VOR dem Wettbewerb) und Bier (NACH dem Wettbewerb), ihr seid echt so zwei verrückte und lustige Kerle!
Besonders schön war für mich persönlich dieses Mal, dass meine gesamte Familie mich supportet und angefeuert hat, meine Frau und mein kleiner stolz-bin-Sohn, meine Eltern und meine kleine (größer als ich!) Schwester, sogar meine andere Schwester war mit Mann und ihren 2 kleinen Kindern samt 6 Monate altem Säugling im Tragetuch aus´m „anderen Schwaben“ angereist und fieberten mit uns mit!
Und: Jeder hatte nen Fotoapparat oder ne Videokamera in der Hand, an Foto- und Filmmaterial sollte es dieses Jahr also nicht mangeln!
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