Servus Mit-Hobbyisten!
Hab gestern nach langer Zeit mal wieder richtig verständnisvoll-coole Laponesen-im-Dienst erlebt, das muss ich euch mal kurz schildern:
Gestern mitm 1983er RatRodder-Volvo (der übermoost-verrostet-verranzte bundeswehrbronzegrüne Turbo-Kombi, einige von euch kennen den) ne „Probefahrt“ mitm roten 07er Kennzeichen durch die Stadt gemacht, haben die Leasing-Neuwagen-Spießer an ner belebten Freisinger Ampelkreuzung dermaßen rumgetrödelt, dass mir die Möhre ausgeht (geht im Standgas immer aus, bei der Kiste gibt´s nur Vollgas oder aus), just in dem Moment, wo der Verkehr endlich weiterfließen sollte…
Toll, einmal aus, muss man immer 3 Min. warten, dann geht er wieder normal an – aber alle am Rumhupen und Rumblinken, ich halt gestresst alle 1-2 Min. rumgeorgelt, ging natürlich erst recht nix mehr, Kiste versoffen oder was.
Irgendwann dann mal die Kiste aufgegeben, ausgestiegen, rote Kennzeichen abgemacht, Kiste noch gefühlte 5 Zentimeter Richtung Straßenrand geschoben (immer noch direkt an der Ampel) und mit den Kennzeichen unterm Arm in Richtung nächstgelegenster Freisinger Tiefgarage gelatscht, wo schon irgendne andere meiner schrottigen Kisten zu finden ist, die läuft. Guck beim Weglaufen noch so zurück Richtung havariertes Altauto und unterdrücke das ungute Vorahnung, die hochkommt beim Anblick der verdutzten Autofahrergesichter (seh sie schon förmlich ihre Handies rauskramen „Hallo, Polizei,…“) und des Status-Quo meines havarierten schwedischen 5-Meter-Schiffs: Rattig-rostige Kiste direkt an der Ampel ohne Kennzeichen, dafür aber auch konsequenterweise ohne Warndreieck, is ja nach Murphy´s Law in allen meinen Autos außer in dem, mit dem ich grade unterwegs bin, immerhin Warnblinker an, sieht man aber net richtig, weil entweder die Sonne zu arg scheint oder die schwarzgesprühten Rückleuchten an der Blinkerstelle evtl. doch etwas zu arg schwarz sind, na ja, egal…
Als ich dann mitm 1976er Volvo mit Frontaufprallschaden „auf Probefahrt“ um die Ecke bieg und Richtung besagte Ampelkreuzung zusteuere, seh ich sie die grüne BMW-Minna schon stehen und zwei junge Kollegen um mein Pannenauto schleichen und nach Fahrer und Kennzeichen suchen. Ich schnell die andere Kiste in der Parkreihe versteckt und die restlichen Meter zu Fuß gelaufen und gerufen „Hey, Hallo, ihr da, hier bin ich!“ und mit meinen roten Kennzeichen und dem Warndreieck gewedelt.
Es folgt der übliche „Sachverhaltsaufklärungsversuch“ seitens der gelb-beigen Kollegen mit den schicken Lederjäckli:
„Gehört Ihnen das Auto?“ „Ja.“
„Wieso hat das Auto keine Kennzeichen dran?“ „Weil ich die grade in der Hand halte“ (sprach´s und ploppe sie mit einem routinierten Watz-Watz vorne und hinten in die Kennzeichenhalterungen rein) „So, jetzt hatter wieder Kennzeichen dran, der Gute“
„Wieso waren denn jetzt an dem Auto keine Kennzeichen dran?“ „Na weil ich die grade gebraucht habe, um mit dem anderen Auto hierher zu fahren. Is ja ersichtlich ein Wechselkennzeichen.“
„Welches andere Auto, wo steht das nun?“ „Öhm, da hinten, zwischen den parkenden Autos.“
„Dann steht ja jetzt ihr anderes Auto ohne Kennzeichen dort hinten?“ „Ja, aber das räum ich gleich auf, erstmal räum ich das Auto hier von der Ampelkreuzung weg. Ich ruf nachher mal meine Frau an, die ist grad mit´m Kleinen beim Arzt, wenn sie fertig ist, hilft sie mir vielleicht beim Autos-Wegräumen.“
(Zwischendurch blicken sich die beiden jungen Kollegen immer wieder um, ob net irgendwo ne versteckte Fernsehkamera installiert ist oder n Radiomoderator „Haha, reingefallen“ ruft)
„Ja wieso steht denn eigentlich dieses Auto hier direkt an der Ampelkreuzung?“
„Na der ist mir vorhin an der roten Ampel ausgegangen, dann muss man immer 3 Minuten warten, dann geht er wieder an, Benzinpumpenrelais ist schon neu, liegt wohl doch an der Benzinpumpe selber. Ich probier´s jetzt gleich noch mal aus.“ (Als ob ICH technisch mehr Ahnung hätte als die Kollegen – aber es wirkt, es gibt keine weiteren technischen Nachfragen von den Jungs, die bestimmt privat 2010er Golf Family fahren)
„Können Sie das Auto denn jetzt wegfahren?“ „Normal ja, die 3 Minuten Wartezeit sind ja jetzt locker um.“
„Wie kommt denn das Auto überhaupt hierher?“ „Na ich bin damit hierher gefahren.“
„Von woher?“ „Von dort hinten, da steht das Auto normalerweise in ner Tiefgarage.“
„Aber Sie wissen doch, dass Sie ohne Kennzeichen nicht im Straßenverkehr fahren dürfen!?“ „Das Auto fährt ja net, das steht doch.“
„Ja, jetzt. Aber Sie sagten doch, dass Sie mit dem Auto hierher gefahren sind.“
„Ja, schon, aber da hatte es noch Kennzeichen dran.“
Der eine Kollege wird langsam minimalst gereizt (was kann ich dafür, wenn er ne völlig normal-alltägliche Willi-Story für abstrus hält):
„Sie wollen mir doch net erzählen, dass Sie mit diesem Auto hier mit den roten Kennzeichen hergefahren sind, dann die Panne hatten, dann die roten Kennzeichen abmontiert haben und damit weggelaufen sind, um mit denselben Kennzeichen ein anderes Auto zu holen!?“ „Äh, doch, ja, genau richtig.“
Plötzlich Handy-Klingeln beim anderen Kollegen, er dann: „Also wir tun jetzt net lange rum, Sie fahren mir nicht mehr ohne Kennzeichen im Straßenverkehr – und wir müssen jetzt weiter, komm jetzt, wir haben nen Einsatz.“
Sprachen´s und sind im Begriff einzusteigen und loszufahren.
Ich rief noch hinterher: „Klar fahr ich nicht ohne Kennzeichen, ich bin übrigens Kollege von euch!“ „Jaja“ hörte ich noch, und schon brausten sie mit Blaulicht und Sirene davon, um bösere Spitzbuben zu jagen als ich es war, das hatten sie mit polizeilichem Gespür offensichtlich im Verlaufe der „Sachverhaltsaufklärung“ rausgefunden…
Gute Männer, wirklich, schade dass ich die Namen net weiß, sonst würde ich bei deren DGL anrufen und sie lobend erwähnen.
Ach ja, noch ne Story am Rande:
Die Legende mit der „hübschen Anhalterin am Straßenrand“ gibt´s wirklich, nur ist´s bei uns in Freising die „hübsche Pannenhelferin am Straßenrand“:
Steh ich ja wie gesagt an der Ampelkreuzung, Kiste am Rumorgeln und springt nicht mehr an, alle Autos umständlich um mich herum am Vorbeifahren, nach einiger Zeit parkt plötzlich so n Kleinwagen verkehrt herum direkt vor meinen RatRodder-Volvo, ne süße Schnecke mittleren Alters (also so alt wie ich) steigt aus und geht, ohne mich und mein Auto auch nur irgendwie zu beachten („Will die jetzt hier parken, direkt an der Ampel neben meinem Pannen-Eumel, oder was?“), zum Kofferraum, holt ein Überbrückungskabelset raus, geht – immer noch mit einer sau-coolen „Daily-Business-as-usual“-Miene - zur Motorhaube und macht auf, zuletzt dann zu mir, lehnt sich zum Fenster rein, zeigt mir stolz ihr Überbrückungskabelset und will mich äh mein Auto jetzt überbrücken (natürlich alles per „Du“).
Und die ganze Zeit irgendwie so cool, als ob sie das jeden Tag machen würde, ihrem Mann oder Freund oder wildfremden jungen Männern oderoder beim Überbrücken helfen.
Eigentlich hätte Mann in der Situation ja andere Gedanken als das Rumschrauben an Autos… - aber ich bin ja brav verheiratet, ohnehin rief meine Frau ständig auf Handy an, wo ich denn bleibe, weil der Arzt um die Ecke bei unserem Kleinen grad die Fäden ausm Kopf zog, wo ich eigentlich seelisch beistehen sollte.
Naja, jedenfalls hab ich die Schnecke relativ uncool abgewimmelt, selber alleine an der Ranzkiste weitergepfuscht und mir währenddessen fast schon reuevoll gedacht, Willi, wirst echt alt…