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Erfinder der Offroad- und Rally-Rettung Klaus Spörl ist tot
Klaus Spörl, unermüdlicher und kämpferischer Erfinder des privaten Offroad und Rallye Rettungsdienstes, ist gestorben
Mit nur 58 Jahren ist "Offroad-Legende" und Unternehmer Klaus Spörl nach einer Krebserkrankung am Dienstag (25. Februar) in einem Hospiz im oberfänkischen Naila gestorben. 1993 hatte der einstige Sanitäter und Kaufmann eine geniale Idee: Einen privaten Rettungsdienst für aussergewöhnliche Einsätze zu schaffen. Er gründete das Unternehmen ORMS (Off Road Medical Service) und baute als erster Unternehmer spezielle Kranken-, Rettungs- und Notarztfahrzeuge für den harten Offroad-Einsatz auf. Dabei hatte er immer wieder mit der Engstirnigkeit von Behörden zu kämpfen - denn nach strenger deutscher DIN-Norm waren Offroad-Rettungswagen weder erlaubt noch überhaupt "zur Erlaubung" vorgesehen. Spörl erfand den Offroad- und weltweiten Rallye-Rettungsdienst
Spörl erkannte die Marktlücke früh und war auch dafür bekannt, sich notfalls per Klagen gegen die deutsche Bürokratie zu wehren. Mit Erfolg. Zahlreiche Unternehmen kopierten sein System mehr oder weniger gut, profitierten vom unermüdlichen Einsatz von Spörl gegen die deutsche Bürokratie. Spörl schrieb Geschichte und machte vor allem den Offroad-Motorsport salonfähig. Er war der erste, der professionelle medizinische Versorgung nach deutschem Standard auch in der tiefsten Wüste oder mitten in der Mongolei möglich machte.
Spörls Leistungen waren nicht billig, aber Preis-Wert. Es ging schliesslich um Leben. Wenn ein Rally-Teilnehmer sich in der tiefsten Sahara verletzte, waren Spörl und sein Team sofort vor Ort - aber im Gegenzug zur wachsenden Konkurrenz beliess er es nicht dabei, ein Pflaster aufzukleben und den Verletzten im nächsten Busch-Krankenhaus abzulegen - und seinem Schicksal zu überlassen. Bei Spörl und seinem Unternehmen ORMS gab es "Full-Service": Wer sich (schwerer) verletzte konnte sicher sein, abends dank des unermüdlichen Einsatzes und bester Kontakte zu Versicherungen und dem ADAC Auslands-Rettungsdienst in einem deutschen Krankenhaus zu liegen.
Spörl deckte miserable medizinische Versorgung auf der Dakar auf
Geschichte in der Rallyszene schrieb Spörl, als er 2003 als Unterstützung der medizinischen Hilfe für die Dakar Rally gebucht wurde. Spörl deckte schnell die katastrophale medizinische Versorgung auf der Dakar Rally auf und machte sie publik. Anstatt darauf aufzubauen und zu lernen, warfen die französischen Veranstalter Spörl wieder raus und versuchten, seine Geschichten zu vertuschen. Noch heute haben französische Veranstalter einen schlechten Ruf bei der medizinischen Versorgung, viele Rally-Tote der vergangenen Jahre hätten bei professioneller Versorgung gerettet werden können.
Ein Negativ-Beispiel konnte man im Oktober 2019 auf der "FIA Marokko Rally" des Franzosen David Castera erleben, als der schwer verletzte Beifahrer des tschechischen Rally-Stars Martin Prokop am Ende schliesslich nur auf Druck unter mangelhaften Bedingungen und grossem Zeitverlust gerettet wurde. Auch Spörl wusste die Presse für sich zu nutzen: Weigerte sich ein Versicherer seinem Kunden zu helfen, wurde schnell die Presse kontaktiert - und prompt half die Versicherung dann doch. Auch die Presse - also wir - wurden hin und wieder bestens versorgt
In Deutschland wurden Spörl und sein Unternehmen ORMS vor allem durch die erste Generation der "Breslau Rally" in Polen (bis 2009) und "El Chott" in Tunesien bekannt - bei beiden Rallys gab es auch dank Klaus Spörl unter seiner Beteiligung nicht einen einzigen Todesfall. Spörl und sein Team bauten den Rettungsdienst auch für den Alltagseinsatz aus, waren bei Grossveranstaltungen wie Rockkonzerten oder Film-Produktionen dabei, wurden später auch als Rettungs- und Krankentransportunternehmen zivil in Bayern genutzt. An gemütlichen Abenden erzählte Spörl gerne Anekdoten aus seinem Retter-Leben.
Wir bedanken uns für Spörls unermüdlichen Einsatz, seine geniale und heute oft kopierte Geschäftsidee und den vielen Menschen, denen er nicht nur in der Rallyszene geholfen hat. Klaus Spörl hat übrigens gerne auch mal Mitglieder unserer Redaktion versorgt und mit seinen Erlebnissen geprägt - und sei es das ORMS-eigene Catering auf der Breslau (danke Dieter Pfaff!), das wir jahrelang mitgeniessen durfte. Wir sind in Gedanken bei seiner Frau Michaela und der Familie.
hs/schekahn | Fotos: Facebook
_________________ Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen....
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